Nach Angaben der Bundesregierung sterben in Deutschland jährlich 15.000 Menschen an Antibiotika-resistenten Keimen. Aktuelle Studien haben ergeben, dass sich in vielen Gewässern Niedersachsens gefährliche, multiresistente Keime befinden. Die Proben wurden auch in Osnabrück und im Raum Cloppenburg genommen. Gefunden wurden vor allem Fäkalkeime, die bei Menschen und Tieren in der Regel im Darm vorkommen. Besonders erschreckend waren häufige Funde von Colistin-resistenten Keimen. Colistin wird vor allem in der Hühnermast in Deutschland massenhaft eingesetzt und gilt laut WHO als eines der letzten Reserve-Antibiotika der Menschheit.
Der für die Region zuständige GRÜNE Landtagsabgeordnete Christian Meyer sieht akuten Handlungsbedarf. „In den vergangenen vier Jahren wurde zwar der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin um mehr als die Hälfte gesenkt. Das ist der Erfolg vieler Landwirte und einer umfassenden Antibiotika-Strategie unter Rot-Grün.“ Durch das neue Antibiotikaminimierungsgesetz müssen seit 2014 21.000 Mastbetriebe in Niedersachsen ihren Antibiotikaeinsatz melden und reduzieren. Im Postleitzahlbereich 49 von Osnabrück, Emsland bis Cloppenburg-Vechta werden mit 294 Tonnen Antibiotika fast ein Drittel des deutschen Verbrauchs in der Massentierhaltung verwendet. Auch wenn der Antibiotikaeinsatz insgesamt gesunken ist, wird jedoch gerade das wichtige Reserveantibiotikum Colistin weiterhin – besonders in der Geflügelmast – eingesetzt.
„Reserveantibiotika in der Tierhaltung müssen vom Bund verboten werden! Außerdem brauchen wir systematische Untersuchungen auf Antibiotika-resistente Keime in Gewässern“, fordert Christian Meyer. „Doch die Regierung beschwichtigt. Die CDU-Landwirtschaftsministerin sieht keine Handlungsnotwendigkeit und das SPD-Umweltministerium will sich nur an gesetzliche Minimal-Standards bei Kläranlagen halten,“ so Meyer. „Statt die erfolgreiche Antibiotika-Minimierung der rot-grünen Zeit fortzusetzen, sieht die Große Koalition nun fahrlässig keinen Handlungsbedarf“.
Auch die Arbeit des von rot-grün eingerichteten Interministeriellen Arbeitskreises (IMAK) zur Antibiotikasenkung von Gesundheits-, Landwirtschafts-, Umwelt- und Wissenschaftsministerium müsse vor dem Hintergrund der neuen Messungen konsequent weitergeführt werden und Gefährdungsabschätzungen für alle möglichen Wege der Kontamination intensiv geprüft werden. Auf der Grundlage könne dann auch geklärt werden, ob und wo spezielle Kläranlagen für Krankenhäuser oder Schlachthöfe hilfreich sind. „Das Wichtigste ist und bleibt allerdings die Reduktion des Einsatzes in der Tierhaltung“, sagte Meyer. „Antibiotika dürfen nicht zur Kaschierung schlechter Haltungsbedingungen benutzt werden und wichtige Reserveantibiotika müssen dem Menschen vorbehalten werden. Dass sich Resistenzgene eines der laut WHO wichtigsten Reserveantibiotika nun in der Umwelt angereichert haben, kann man nicht ernst genug nehmen.“